Saterfriesisches Wörterbuch
Info      Themen 

Goang, -e, die

1. Gang. 2. Gangart: iek kanne him an sin Goang: ich erkenne ihn an seiner Art zu gehen. 3. Gang im alten saterfriesischen Bauernhaus: Toalgoang: der Gang zwischen der Seitentür und der Dreschdiele, der zur Dreschdiele führt. 4. Hausflur. 5. Mistgang. 6. Spaziergang, Fußwanderung: 6.1 ätter t Íeten häbe wie n Goang moaked: nach dem Essen haben wir einen Spaziergang gemacht. 6.2 n uunnutsen Goang: ein vergeblicher Gang. 6.3 bidröived appen/ap dän Goang: schlecht zu Fuß. 6.4 die lääste Goang: Leichenweg. 6.5 hie häd Goang ätter Húus wai: er hat Heimweh. 6.6 hie häd n loaien Goang.: er hat eine von Faulheit zeugende Gangart. 7. Wachsfähigkeit: deer sit naan Goang moor in dät Swien: das Schwein will nicht mehr wachsen. 8. Flur, Korridor. 9. Werdegang, Lebensweg: gung din Goang: gehe deinen Lebensweg. 10. Durchgang von einem Zimmer zum anderen. 11. Pfad zwischen zwei Häusern. 12. Arbeitsschritt: 12.1 nu häbe wie dän eerste(n) Goang bäte uus: jetzt haben wir den ersten Arbeitsschritt hinter uns. 12.2 hie oarbaidet sin Goang färe: er lässt sich bei der Arbeit nicht stören. 12.3 hie oarbaidet stúur sin Goang: er arbeitet langsam, gemächlich. 13. Art, Weise, Gewohnheit: hie gungt aaltied sin Goang: er geht immer seinen gewohnten Weg. 14. Gang in einer Speisefolge: bie n Seelter Wärskup roate et träi bit fjauer Goange: bei einer saterfriesischen Hochzeit gab es drei bis vier Gänge. 15. (Maschine) Übersetzung: n Rääd mäd träi Goange: ein Rad mit drei Gängen. 16. Gasse; ein von zwei Häuserreihen eingefasster Weg. 17. Hausflur, Diele. 18. Raum zwischen zwei Schlafstellen in der Kaserne: die Goang twiske do Bäde mout feged wäide : der Raum zwischen den Betten muss gefegt werden. 19. Bewegung, Schwung: ju Bjorenge koom gau in Goang : die Feier kam schnell in Bewegung, in Schwung.

goang un gäve

gang und gäbe.

klunsig

plump, schwerfällig: hie häd n klunsigen Goang : er hat einen schwerfälligen Gang.

stúur (sturrer, stúurste)

1. heikel, misslich: dät is stúur Jeeld : das ist Geld, dessen Ausgabe und/oder Verteilung ein heikles Problem ist; Geld, das man ungerne ausgibt. 2. schwer, mühevoll, anstrengend: 2.1 et is heel wisse stúre Oarbaid : es ist ganz gewiss schwere Arbeit. 2.2 n stúre Apjääfte : eine mühevolle Aufgabe, ein schwieriger Auftrag. 3. schweigsam, ernst. 4. verschlossen, zurückhaltend. 5. mürrisch: hie häd n stúur Gezicht : er hat ein mürrisches Gesicht. 6. schmerzhaft: et is aiske stjúur foar do Oolden, n Bäiden tou ferljozen : es ist äußerst schmerzhaft für die Eltern, ein Kind zu verlieren. 7. schwerfällig: et is roar, dät n litjet Wucht n so stúren Goang häd : es ist merkwürdig, dass ein kleines Mädchen einen so schwerfälligen Gang hat. 8. steif, trotzig.

kros

1. stolz, überheblich, arrogant: hie häd n krossen Goang : er hat einen stolzen Gang. 2. kräftig. 3. bissig, grob, rabiat. 4. keck. 5. rüstig. 6. knusprig: kros brät : knusprig gebraten.

läiveloa

(vor allem in der Verbindung mäd läiveloa) 1. allmählich, langsamerhand: wie mouten sjo, dät wie mäd läiveloa in Goang kume : wir müssen zusehen, dass wir allmählich in Gang kommen. 2. endlich, zuletzt: mäd goud Balen fäng hie läiveloa oun tou oarbaidjen : nach einigem Zureden fing er endlich an zu arbeiten.

licht

1. leicht von Gewicht; nicht schwer. 2. minderwertig: lichten Roage : minderwertiger Roggen. 3. nicht schwerfällig; beweglich, geschickt. 4. nicht schwierig; ohne große Mühe, leicht: 4.1. dät Rúur is licht tou dregen : das Gewehr ist leicht zu tragen. 4.2 wie konnen lichter lope as fíere : wir können besser zu Fuß gehen als fahren. 5. schnell und ohne Schwierigkeiten: dät Sträi baant licht an : das Stroh brennt schnell an. 6. leicht, trippelnd: ju Fauene häd n lichten Goang: das Dienstmädchen hat einen leichten Gang. 7. häufig: dät wädt licht kweden : das wird häufig gesagt. 8. (Ackerland) leicht zu bestellen, locker: lichte Grúunde : leicht zu bestellender Boden. 9. sanft, kaum spürbar: die Snee fäl licht ap dän Dom deel : der Schnee fiel sanft auf den Sandweg. 10. oberflächlich: die Loai häd dät Täk bloot licht roaked : der Blitz hat das Dach nur oberflächlich getroffen. 11. verschwenderisch: 11.1 hie is fúuls tou licht mäd sien Jeeld : er ist viel zu verschwenderisch mit seinem Geld. 11.2 lichte Klinke : verschwenderischer Mensch; Zechbruder.

lichtfäidig

1. leichtfertig, unbesonnen, leichtsinnig: hie rakt lichtfäidig sien Jeeld uut : er gibt sein Geld leichtfertig aus. 2. gleichgültig: die Wäänt is so lichtfäidig; et is him juust gliek, of hie ätter de Skoule waigungt of nit : der Junge ist so gleichgültig; es ist ihm ganz gleich, ob er zur Schule geht oder nicht. 3. (Gang) leicht, federnd: ju häd n lichtfäidigen Goang : sie hat einen federnden Gang. 4. flink bei der Arbeit.

liekandeel

1. gerade herunter, hinunter: die Goang gungt ieuwenske ju däänske Säärke liekandeel : der Gang geht neben der dänischen Kirche gerade hinunter. 2. bergab. 3. (Regen) senkrecht nieder: die Rien gungt liekandeel : der Regen geht senkrecht nieder.

lodig

1. schwer: ju grote Kiste is nit tou lodig : die große Kiste ist nicht zu schwer. 2. schwerfällig: ju is nit aiske tjuk, man ju häd n lodigen Goang : sie ist nicht sehr dick, aber sie hat einen schwerfälligen Gang. [engl. loady]

plump

1. dick, fett: hie häd plumpe Bupperbene : er hat dicke Oberschenkel. 2. schwerfällig: ju häd n plumpen Goang : sie hat einen schwerfälligen Gang. 3. grob: so plump koast du mäd mie nit bale : so grob kannst du mit mir nicht reden.

slöärig

1. träge, nachlässig: hie häd n slöärigen Goang : er hat einen trägen Gang. 2. enttäuscht, mutlos, lustlos: ju stoant deer slöärig wai: sie steht ganz mutlos da. 3. kränklich, ungesund: dät ene Farig sjugt wät slöärig uut: das eine Ferkel sieht etwas kränklich aus.

slúrig

1. träge, mutlos. 2. schwerfällig, schleppend: foar n jungen Wäänt häd hie n aiske slúrigen Goang : für einen jungen Burschen hat er einen sehr schwerfälligen Gang.

slurrig

(Gang) schleppend: ju häd so n slurrigen Goang : sie hat so einen schleppenden Gang.

stebullerig

1. tollpatschig, ungeschickt, unbeholfen. 2. plump, schwerfällig: foar n jung Wucht häd ju n aiske stebullerigen Goang : für ein junges Mädchen hat sie einen sehr schwerfälligen Gang.

stieuw

1. steif: 1.1 oolde Bukke häbe stieuwe Houdene : alte Menschen sind eigensinnig. hie is so stieuw as n Peel : er ist so steif wie ein Pfahl. 1.3 stieuw stounden blieuwe: nicht zurückweichen; standhalten. 2. (Speise) fest, sämig; geronnen, nicht wässerig: 2.1 stieuw Íeten: Eintopf, Gemüse; feste Kost. 2.2 dusse Ouelje is stieuw un wol nit lope: dieses Öl ist geronnen und will nicht fließen. 3. genau, direkt: hie keek mie stieuw in do Ogene: er sah mir direkt in die Augen. 4. erstarrt: 4.1 ju Tunge stoant mie stieuw fon Toarst : meine Zunge erstarrt vor Durst. 4.2 mien Líede sunt stieuw fon Keelde : meine Glieder sind vor Kälte erstarrt. 5. fest, unbeweglich: 5.1 hie siet stieuw deer un kwaad niks : er saß unbeweglich da und sagte nichts. 5.2 iek mout deer stieuw bie dän Kroanke sitte : ich darf mich keinen Augenblick von dem Kranken entfernen. 6. (Ackerboden) schlecht durchgepflügt; hart. 7. gleich, unmittelbar: hie siet stieuw an mie : er saß gleich neben mir. 8. wortlos, ohne zu grüßen: hie ron stieuw an mie fóarbie : er lief an mir vorbei, ohne zu grüßen. 9. plump, schwerfällig: hie häd n stieuwen Goang : er hat einen schwerfälligen Gang. 10. starr, unverwandt: ju kiekede mie stieuw oun : sie sah mich unverwandt an. 11. still: du blifst stieuw hier sitten! : du bleibst still hier sitzen!

stolt (a)

1. stolz: ju is stolt ap hiere Bäidene : sie ist stolz auf ihre Kinder. 2. hochmütig: sien Foulk is mie fúuls tou stolt : seine Familie ist mir viel zu hochmütig. 3. stark, kräftig: dät is n stolten Käärdel : das ist ein kräftiger Mann. 4. (Frau) groß und schlank; hochgewachsen: n stolt Wucht : ein großes, schlankes Mädchen. 5. viel: ju häd stolt Jeeld : sie hat viel Geld. 6. kokett, keck: ju häd hiere näie Houd stolt ap dän Kop sitten : sie hat ihren neuen Hut keck auf dem Kopf sitzen. 7. selbstbewusst: hie häd n stolten Goang : er hat einen selbstbewussten Gang . 8. vornehm.

apdrege

1. (Farbe) auftragen. 2. jemandem einen Auftrag geben: dät drege iek die ap; dät moast du dwo : das trage ich dir auf; das musst du tun. 3. zum Essen auf den Tisch bringen, servieren: ju druug dän twäide Goang sälven ap : sie servierte den zweiten Gang selbst. 4. (Kleidungsstück) so lange tragen, bis es verschlissen ist: uus Wäänt häd sien oolde Bukse apdrain : unser Junge hat seine alte Hose verschlissen. 5. (Kleidungsstück) zu hoch tragen: ju drägt dät Klood foare ap : ihr Kleid hängt vorne zu hoch.

Hondsleek, -sleke, die

1. Handschlag als Zeichen eines abgeschlossenen Handels. 2. Fingerfertigkeit: hie häd n gouden Hondsleek: er ist fingerfertig. 3. Kunstgriff: mäd n poor Hondsleke häd hie dän Waier wier in Goang broacht: mit ein paar Kunstgriffen hat er die Kornfegemühle wieder in Gang gebracht.

goangboar

1. nicht bettlägerig; auf den Beinen; gut zu Fuß; rüstig: uus Babe is tachentig Jíer, man hie is noch goangboar : unser Papa ist achtzig Jahre alt, aber er ist noch rüstig. 2. begehbar; geeignet, betreten zu werden: do Poade sunt fon Snee nit moor goangboar : die Pfade sind vor Schnee nicht mehr betretbar. 3. ju Määlne is noch goangboar : die Mühle ist in gutem Zustand, betriebsbereit. 4. funktionsfähig: goangboar moakje : funktionsfähig machen; instand setzen. 5. zugegen, anwesend: deer wieren noch moor goangboar : es waren noch mehr anwesend. gehfähig; nach einer längeren Krankheit wieder auf den Beinen: hie is wier goangboar : er ist wieder gehfähig.

Goangwíerk, -e, dät

Triebwerk einer Mühle, auch dät gungende Wíerk genannt.

uumgoangboar

sympathisch, umgänglich.

Köäkendoregoang, -e, die

1. Hausflur zwischen den Alkoven, der in die Küche hineinführte. 2. Gang zwischen der Dreschdiele und der Küche.

Sunnenunnergoang, die

Sonnenuntergang: bie Sunnenunnergoang waas et al läip tjuusterg: beim Sonnenuntergang war es schon sehr dunkel.

Sunneunnergoang

→ Sunnenunnergoang